Caltabellotta

 

Die Felsenstadt in den Bergen

Das Ende der Normannenherrschaft Parzival im Reich des Klinsor Dädalus und Minos in Kamikos

 

 

CALTABE LLOTTA
Die Felsenstadt in den Bergen

von Leonardo Cusumano

Ähnlich einem Amphitheater liegt der Luftkurort Caltabellotta mit circa 3000 Einwohnern in den für die Südküste charakteristischen Bergen. Es befindet sich circa 20 Km. von Sciacca und vom Meer entfernt auf einer Höhe zwischen 600 und 800 Metern in einer tatsächlich außergewöhnlichen Lage. Von der Spitze des „Pizzo“, des zentralen Berges (950 Meter ü.d.M.), kann man eine besondere Naturschönheit genießen: an klaren Tangen kann der Blick entlang der Mittelmeerküste vom Monte Erice bis zum Ätna schweifen, die Einwohnern sagen, man könne 24 Dörfer erblicken.

Früher hieß der Ort "Triokala" und in der Zeit der Sklavenkriege war sein Gebiet Schauplatz blutiger Schlachten. Die römischen Heere mussten hart um die Eroberung kämpfen (101 v. Chr.).
Unter dem Heiligen Pellegrino, heute Schutzpatron von Caltabellotta, wurde Triokala erster Bischofssitz der Insel, doch mit der Zeit verlor es an Bedeutung und Macht, und im Jahre '837 wurde es von den Arabern erobert, die ihm den Namen "CALATH AL BALLUTH" – „Der Fels der Eichen“ gaben, wovon sich der heutige Name Caltabellotta ableitet.
Um das Jahr 1090 kam mit Roger I. die Zeit der Normannen. Hier wurde jm Jahre 1302 "der Frieden von Caltabellotta" zwischen Karl von Valois und Friedrich II. von Aragon geschlossen, mit dem man dem langen Krieg der „Sizilianischen Vesper“ ein Ende setzte. 
In den folgenden Jahrhunderten verblieb Caltabellotta, wie die gesamte Insel, unter der Herrschaft der Spanier.
Caltabellotta wird von vielen Geschichtsschreibern als "Kamikos" bezeichnet, die
mythische Festungsstadt des Königs Kokalos. Daß das Dorf tatsächlich seit langer Zeit besteht, kann man an den altertümlichen Grabstätten, an den Überresten von Wohnungen, die in den Felsen gehauen sind, an den Resten der einstigen Stadtmauer und der Verteidigungsanlagen, an Keramiken, Münzen etc. erkennen.


Caltabellotta liegt mit seinen zahlreichen Aussichtspunkten wie ein großer Balkon über dem Mittelmeer und bietet jedem Besucher ein herrliches Panorama. Der deutsche Archäologe J.Schubring war derart fasziniert von der Schönheit des Ortes, daß er im Jahre 1866 folgendes schrieb
„...es befindet sich in solch überraschend schöner und prachtvoller Szenerie daß es unter diesem Gesichtspunkt nicht mit vielen Orten auf der Erde zu vorgleichen wäre...".

Caltabellotta besitzt noch heute viele Kunstwerke, doch leider ist ein großer Teil der Gleichgültigkeit wegen, die über lange Jahre die Kunstschätze sich selbst überlassen hatte, verfallen. Trotzdem gelten neben einigen Überresten der einstigen Baudenkmäler die Marmorstatuen des Gagini in den Kirchen Carmine und Matrice (um 1590); die Gruppe der "Deposizione" von A.Ferraro. in der Kirche S.Agostino (1592) und zwei Statuen des S.Pellegrino in der gleichnamigen Kirche als sehenswert.

Doch das erste und ausschlaggebende Kennzeichen ist und bleibt die imposante Umgebung, die durch ihr majestätisches Aussehen und ihre Großartigkeit die ganze Umgebung beherrschen zu wollen scheint; und für den Betrachter ist es, als ob er sich in einem subtilem Gefühl von Weite und Unendlichkeit verliere.

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Das Ende der normannischen Könige in Sizilien: Königin Sybille verschanzt sich auf der Flucht vor Heinrich VI von Staufen mit ihren Kindern und dem Thronfolger Wilhelm III in der uneinnehmbaren Festung Caltabellotta 

Wilhelm III, der letzte Normannenkönig von Sizilien:

Sohn des Königs Tankred von Lecce uaus dem Hause HAUTEVILLE und der Sibylla von Accera, Tochter von Graf Ruggiero 

Wohl noch vor Weihnachten 1193 erlebte der König einen schweren Schicksalsschlag - völlig unerwartet starb sein Sohn Roger. Aber schon bald danach, am 20. Februar, folgte er diesem in den Tod nach. Zurück blieben seine Witwe Sibylle und sein jüngster Sohn Wilhelm, der noch ein kleines Kind war. 
Sibylle übernahm die Vormundschaft für ihren Sohn und bemühte sich, die Herrschaft zu stabilisieren. Sie ließ Wilhelm sofort krönen und erlebte offenbar die Genugtuung, dass er auch die Anerkennung des Papstes fand. Die Königin konnte sich auf die Söhne des im Vorjahr verstorbenen Kanzlers Matheus von Aiello, dem ihr Mann den Thron verdankt hatte, Graf Richard von Aiello und Nikolaus, Erzbischof von Salerno, stützen sowie auf Erzbischof Bartholomäus von Palermo; dieser hatte allerdings schon früher jener Partei zugeneigt, die für eine Anerkennung des Erbrechts von Konstanze eintrat. Die Aussicht, die Krone behaupten zu können, war für Sibylle freilich gering. 
Die Königin richtete sich auf die Verteidigung ein, ließ aber ihren Sohn, den jungen König Wilhelm III., nach
Caltabellotta in Sicherheit bringen. Die Bewohner Palermos boten die Unterwerfung an und informierten HEINRICH auch darüber, dass sich Wilhelm nicht mehr in der Hauptstadt aufhielt. 
Der STAUFER nahm in der Folgezeit Verhandlungen mit Sibylle auf. Er forderte die Übergabe
Caltabellottas und die Auslieferung des jungen Königs sowie der Kroninsignien. Er stellte dafür in Aussicht, Wilhelm und Sibylle die Grafschaft Lecce und das Fürstentum Tarent als erbliche Lehen zu überlassen. Die Königin, der wohl auch kaum eine Wahl blieb, ging auf die Vorschläge ein. HEINRICH nahm die Belehnung im eigenen und im Namen der Kaiserin Konstanze vor und ließ dies zusätzlich durch Eideshelfer bestätigen. So kehrte König Wilhelm, der die Krone mit sich führte, nach Palermo zurück. 
Am 29. Dezember, so heißt es, trat HEINRICH unter die versammelten Barone und brachte die Anschuldigungen einer Verschwörung vor. Die königliche Familie selbst soll führend darin verwickelt gewesen sein. Die Anhänger des Kaisers forderten strengste Bestrafung. Sofort wurden auch Wilhelm, seine Mutter und seine drei Schwestern in Haft genommen. Kein Zweifel, der Kaiser führte einen vernichtenden Schlag gegen seine normannischen Gegner, und es verwundert nicht, dass der Verdacht laut wurde, diese Verschwörung sei fingiert worden. Zu Recht wurde aber in der Forschung darauf hingewiesen, dass noch später, lange nach dem Tod HEINRICHS VI., Papst Innozenz III., der um die Freilassung der Gefangenen bemüht war, niemals von ihrer Unschuld sprach. Dass Sibylle in einen solchen Plan nicht eingeweiht gewesen wäre, ist kaum anzunehmen. 
Der STAUFER verhielt sich seinen Gegnern gegenüber vorerst maßvoll. Konrad von Lützelhardt nahm die Gefangenen in Gewahrsam. Sie wurden zunächst nach Apulien auf das Festland gebracht, dann aber nach Deutschland deportiert. Der Knabe Wilhelm, gleich seinen Schwestern das bedauernswerteste Opfer dieser Vorgänge, soll im heutigen Vorarlberg inhaftiert gewesen sein: Burg Hohenems, Sitz eines staufischen Ministerialengeschlechts und noch heute eine eindrucksvolle Ruine, wird als Ort seiner Haft genannt. Wenn der Engländer Roger von Howden in seiner Chronik behauptet, man hätte den Prinzen entmannt, ist dies sicher nicht zutreffend, die Äußerung Ottos von St. Blasien, er wäre geblendet worden, scheint hingegen, so barbarisch dieses Vorgehen gegenüber einem Kind - das freilich eine Krone getragen hatte - auch sein mag, auf einer Tatsache zu beruhen. Denn auch mehrere der gefangengehaltenen Adeligen, an ihrer Spitze Margarito und Richard von Aiello, die auf den Trifels gebracht worden waren, verloren später ihr Augenlicht. Das weitere Schicksal von Tankreds überlebendem Sohn bleibt uns verborgen, er dürfte jedoch nach wenigen Jahren, wahrscheinlich 1198, gestorben sein. 

Die Chronik des Otto von St. Blasien: Seite 67,68 

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Parzival

Das Lied des Parzival (von Wolfram von Eschenbach 657, 658) bezieht sich ebenfalls auf den Ort

In Caltabellotta soll sich das Reich des bösen Magiers Clinschor (Klinsor, Klingor) befunden haben, dem Parzival auf der Suche nach dem Gral begegnet ist.

 

 

Dädalos und das Ende des Minos in Caltabellotta

Allgemein ist bekannt, wie der begabte Konstrukteur Dädalus und sein Sohn Ikarus mit aus Federn und Wachs bestehenden Fluggestell vom Hof des kretischen Königs Minos flohen. Ikaros stürzte allerdings in der Gegend der Insel Ikaria ab, weil die Sonne durch sein zu hohes Fliegen das Wachs zum Schmelzen brachte und dadurch die Halterung für die Federn zerstört wurde. Dädalos flog allerdings in geringerer Höhe nach Sizilien weiter, wo ihn König Kokalos in seiner Residenz mit zahlreichen Aufträgen eindeckte. 

Als der kretische König Minos von der Flucht des Dädalus nach Sizilien erfuhr, brach er mit einer Flotte zu einem Rachefeldzug auf. Er betrat bei Eraclea Minoa sizilianischen Boden und forderte vom wahrscheinlich in Caltabellotta residierenden Sikanerkönig Kokalos die Herausgabe des Flüchtlings, wurde aber nach scheinheilig – freundlichem Empfang von den Königstöchtern im heißen Bad umgebracht. Diese wollten Dädalus wegen seiner hervorragenden Fähigkeit Schmuck herzustellen retten. Als Griechen im 6 Jhdt v Chr in der Nähe Akragas (Agrigent) gründeten, fanden sie die Grabanlage des Minos und überführten dessen Gebeine nach Kreta. 

Der historischer Hintergrund ist der, dass Minos bei einer Expedition nach Sizilien den Tod gefunden hat. 

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